Seit Jahren ist Andreas Weber aus der jungen Literatur- und Poetry Slam Szene Münsters nicht mehr wegzudenken. Daneben sind seine Kurzgeschichten in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht worden. Mit Radau – ein westfälischer Groschenroman (amazon.de) erscheint jetzt sein erster Roman im Unsichtbar Verlag. Wie er selber sagt, ist es eine Liebeserklärung an die Provinzmetropole Münster, an Filme wie Leon der Profi, Kill Bill und Reservoir Dogs und an Annette von Droste-Hülshoff.
Letztere verehrt auch Herr Weber alias Mr. Grey. Dieser ist einer der Protagonisten der Geschichte und seines Zeichens westfälischer Profikiller, Mitglied einer geheimen Kaste, die sich zur Aufgabe gestellt hat, das westfälische Münster vor dem Fremden und Bösen zu bewahren. Als die 14-jährige Paula ihre Eltern bei einem Verbrechen verliert, nimmt er sich dem Mädchen an und bildet sie in seinem Handwerk aus. Für die pubertierende Paula öffnet sich eine absurde Welt, in dessen Mittelpunkt eine weiße Hütte, „die Schweizer“, Fräulein Rot aus dem Café Grotemeyer und der Verräter Johann-Conrad Schlaun liegen. Ganz nebenbei fliegen noch ein paar Häuser inklusive eines nicht ganz unbekannten Münsteraner Privatdetektivs in die Luft und es werden reichlich psychoaktive Substanzen konsumiert. In Zeiten des Literaturskandals um Helene Hegemann müsste man Weber, also dem Autor Weber, eigentlich dreistes Plagiat unterstellen. Denn nicht nur die eigentliche Story ist geklaut (eben von Léon) sondern auch etliche Szenen, Ideen und Marotten der Personen. Aber da sowohl Weber (der Autor) als auch Herr Weber (der Killer) und Paula so exzessiv aus der (Pop-)Kultur zitieren, referenzieren und immer neue Bestenlisten diskutieren, kann keine Boshaftigkeit am Werk gewesen sein. Eher die Idee eine Collage vor westfälischem Hintergrund; und die ist gelungen. Darauf erstmal ein Stück Torte im Café Grotemeyer.
Bild: Unsichtbar Verlag