Polizei räumt besetztes ehemaliges Postgebäude am Hansaring

Polizei vor Gegendemo

Gegendemonstration folgt auf dem Fuß

Am Montagnachmittag gegen 13.30 Uhr hat die münstersche Polizei mit einer Hundertschaft die Räumung des von Aktivisten besetzten alten Postgebäudes am Hansaring begonnen. Wie zu erwarten war, hatte laut Polizei-Pressestelle die Firma Stroetmann, in deren Besitz sich der Gebäudekomplex befindet, und die dort ein umstrittenes E-Center errichten will, zuvor Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung gegen Unbekannt erstattet. Die Durchführung der Räumung seit laut der Polizeisprecherin dadurch nun angezeigt.

„Die machen das bestimmt heute, weil der Rosenmontagsumzug ausgefallen ist und sie nichts zu tun haben“, wird vor den Toren des abgesperrten Geländes in einer stetig wachsenden Menschentraube spekuliert, während der Hansaring seinerseits für den Autoverkehr vollgesperrt ist. Solche Spekulationen, so die Polizei-Sprecherin, seien „ja auch durchaus normal, bei Spekulationen solle es aber Bitteschön auch bleiben“, schließlich komme man hier lediglich oben genannter Anzeige nach.

Die Besetzer selbst rechtfertigen ihr Tun über ihr Anliegen: „Soziale Zentren statt Einkaufszentren“ fordern sie. Dem wurde nun seitens der Staatsgewalt schneller als erhofft und teils wohl mit Nachdruck ein Riegel vorgeschoben. Von „eingetretenen Türen“ (@squatms) und „gezielten Schlägen gegen Köpfe“ (@Jafa_Ascheberg) war auf Twitter zu lesen; das einzuordnen, ist von draußen naturgemäß schwierig. Besucher konnten laut Aussage der Polizeipressestelle das Gebäude jedenfalls auf Aufforderung hin freiwillig verlassen, circa 35 Besetzer sind zwecks Feststellung der Personalien via Bus in Richtung Polizeipräsidium abtransportiert worden. Zur Stunde sind zudem zwei gestellte Strafanzeigen bekannt, mindestens eine davon wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Währenddessen wuchs die Besucherschar vor den Toren des alten Postgebäudes langsam aber sicher zu einer spontanen und lautstark sowie mit Musikbegleitung geführten Gegendemonstration gegen die Räumung an. Gegen die die Polizei ihrerseits zunächst zwecks Räumung der Einfahrt teils gewaltsam vorging. Manche der Betroffenen werfen hier erneut Unverhältnismäßigkeit vor, jedoch hat es auch auf Seiten der Polizei mehrere Verletzte gegeben.

Weit über 100 verbliebene Protestierende konnten sich im weiteren Verlauf ungeachtet dessen formieren und einen Marsch über den Ring in Richtung Polizeipräsidium aufnehmen, nach offizieller Ankündigung der Demo alsbald auch wieder in kooperativem Miteinander mit den Ordnungshütern. Dort verharrten sie bei guter Stimmung, bis alle vorläufig festgenommenen Besetzer wieder auf freiem Fuß waren, dann löste sich die Veranstaltung friedlich auf. Unter dem Twitter-Hashtag #squatms kündigten viele Demonstranten bereits an, künftig wiederzukommen, um für ihr Anliegen einzustehen.

Updates:

@squatms hat den Pressespiegel um Beiträge zur Räumung erweitert.

@MUENSTERmorbid zeigt auf Facebook ein Video vom Moment der Eskalation.