Mit dem Detmolder Rapper Batu alias „Shogu Basa“ im Gespräch
Ein Gastbeitrag von Manuel Wall

Foto: Alina Tscherkaschin
Batu ist 20 Jahre alt, lebt mit seiner Familie in Detmold, studiert Biotechnologie und ist seit knapp einem Jahr als Rapper „Shogu Basa“ in der hiesigen Hiphop-Community unterwegs.
M. Du bist ein Musik-Newcomer, hast vor einer Weile erst angefangen und bist mittlerweile schon auf Spotify. Erzähl mir bitte etwas über deine Herkunft.
B. Ursprünglich komme ich aus der Türkei, bis zu meinem 13. Lebensjahr habe ich in der dort gelebt und bin da auch zur Schule gegangen. Es war eigentlich nicht geplant, dass wir nach Deutschland ziehen werden und hier ein neues Leben anfangen, doch dort gab es mehrere Probleme, teils Familiär, teils von außerhalb, deshalb war die Entscheidung meiner Familie nach Deutschland zu ziehen und meine Bildung da weiterzumachen.
Meine Oma und mein Opa leben hier, Genau wie mein Onkel und meine Tante, deswegen auch Deutschland. Meine Mutter war die einzige ihrer Geschwister die noch in der Türkei gelebt hat. 2013 hat sich das dann geändert und wir sind nach Deutschland gekommen und ich bin angefangen, hier zur Schule zu gehen. Am Anfang konnte ich noch überhaupt kein deutsch und es war ziemlich schwer aber nach ein paar Jahren hab ich mich eingelebt.
M. Du sagst 2013 seit ihr nach Deutschland gekommen, wie alt bist du jetzt?
B. Ich bin jetzt 20 geworden.
M. Kannst du mir genauere Gründe nennen warum ihr nach Deutschland gekommen seid? Oder sind die Probleme Privatsache?
B. Also teilweise ist es privat, aber ich sag’s mal so, in der Türkei waren wir halt nicht mehr wohl aufgehoben, weil mein leiblicher Vater ein paar Sachen angestellt hat, wegen denen wir nicht mehr so frei handeln konnten. Ich war mit meinen Bildungsmöglichkeiten eingeschränkt und deshalb haben wir einen Neuanfang gebraucht.
M. Wer ist alles mit dir nach Deutschland gekommen?
B. Meine Mom, meine Schwester und ich.
M. Sehr krasser Weg um erstmal nach Deutschland zu kommen, wie bist du hier zur Musik gekommen?
B. Ich war schon immer jemand der es sehr krass genossen hat Musik zu hören, ich hab meine meiste freie Zeit mit Musikhören verbracht. Als ich jung war hatte ich natürlich kein bestimmtes Genre welches ich gehört habe, ich hab einfach immer hier und da ein paar Lieder gehört die ich schön fand. Doch im Laufe der Zeit, auch durch meinen Freundeskreis, hab ich mein Spektrum was Genres angeht erstmal etwas verkleinert. Ich hab viel Lil Peep und XXXTentacion gehört, das waren die ersten Künstler die ich gehört habe denen ich ein wirkliches Genre zuordnen konnte, also Emo-Hiphop. So bin ich generell zu Hiphop gekommen, ich hab zum Beispiel auch Migos gehört als die neu rauskamen, und viel Trap hab ich auch gehört. Als meine Freundeskreise sich gewechselt haben hat sich dementsprechend auch mein Musikgeschmack geändert. Ich hab zwischendurch viel alten Metal gehört, durch Anime bin ich auch an ein paar japanische Metalbands gekommen wie zum Beispiel Wagakki Band. Durch einen guten Freund bin ich auch mit K-Rap in Berührung gekommen. Also hat sich dann mein Spektrum doch erweitert.
M. Also hast du sehr viel Verschiedenes gehört. Wann und wie bist du selbst dazu gekommen, Musik zu machen? Und wann hast du das erste mal etwas released?
B. Geplant war das schon seit Anfang 2019. Ich denke jeder hat schonmal ein Lied gehört und sich vorgestellt was für ein tolles Gefühl es wäre es auf der Bühne zu performen. Ich hatte eine Phase in der ich an nichts anderes denken konnte.
Irgendwann hab ich mich dann mal hingesetzt und mir auf YouTube Videos angeguckt wie man selbst Musik produzieren kann. Es war gar nicht so schwer alles einzurichten, man musste nur ein richtiges Setup haben, Mikrophon und eine Software wo man alles aufnehmen und bearbeiten kann. Das hatte sich bei mir länger gezögert, da es nicht billig war was ich haben wollte. Mein erstes Equipment habe ich mir Ende des Jahres 2019 geholt. Ich habe einfach ein paar Sachen ausprobiert, Musik zu machen ist echt nicht einfach, vor allem die Software zu verstehen. Ich hab ein paar kleine Sachen aufgenommen aber es hat mir garnicht gefallen weil ich nicht das erreichen konnte was ich wollte. Zum Glück hatte ich einen Freundeskreis der mich immer unterstützt hat und mich dazu gebracht hat immer weiter zu machen. Ich hab einfach immer und immer weiter gemacht und durch viel Übung kam dann das Verständnis wie man was aufnehmen kann, mit welchen Einstellungen und welchen Effekten usw. Irgendwann gab es dann ein Lied auf das ich wirklich Stolz drauf war, das war „You > Me“ und das war auch erste Lied was ich auf Soundcloud gepostet habe und auch mein Song mit den meisten Klicks. Von da an hab ich beschlossen weitere Sachen hochzuladen.
M. Wenn wir schon bei Klicks und Geld fürs Equipment sind, wie sieht es bei dir finanziell aus? Hast du durch Musik schon Geld verdienen können?
B. Ich hab tatsächlich mit Musik nur minus gemacht, jedenfalls wenn man auf die Zahlen auf meinem Bankkonto gucken würde. Ich sehe es aber nicht als „Minus“ an, man hat immer hier und da Hobbys die Geld kosten, meins ist eben Musik. Ich habe kein Label oder irgendjemand der Werbung für mich macht, die meisten meiner Klicks habe ich auf Soundcloud und da ist es sehr schwer Geld zu verdienen. Ich kenne ein paar kleine Musiker wie mich selbst, die Angebote bekommen haben und dadurch bekannter wurden, ich hoffe das passiert bei mir bald auch.
M. Was sind denn so deine Ziele durch Musik? Du meinst du hast nur minus durch Musik gemacht, hast du denn vor damit später mehr Geld zu verdienen?
B. Musik ist eine große Leidenschaft von mir, aber leider hab ich das Problem das meine Familie finanziell von mir abhängig ist. Mein Ziel ist in erster Linie einen vernünftigen Job und ein gesichertes Einkommen zu haben. Ich werde weiter Musik machen, aber ich brauche Stabilität, mit Musik Geld zu verdienen ist extrem unsicher, mein Fokus ist erst einmal darauf, geregeltes Einkommen zu haben.
M. Was hätten sich deine Eltern für einen Beruf für dich Vorgestellt?
B. Ich hatte, bis wir nach Deutschland gekommen sind, nur die besten Noten, meine Eltern wollten also, dass ich Arzt werde. In der Türkei ist das üblich, das ist dort der Beruf, nach dem man streben sollte. Durch meine Noten hier in Deutschland konnte ich mir ein Medizinstudium aber nicht mehr vorstellen. Die Sprachblockade in den ersten Jahren war zu extrem als dass ich in der Schule mithalten könnte. Anstatt Medizin studiere ich jetzt Biotechnologie, was mich auch ziemlich interessiert.
M. Wenn du drei Feature-Parts bekommen könntest, von wem du willst ob tot oder lebendig, wen würdest du nehmen?
B. Das ist eine schwere Frage, ich mache Musik in viele verschiedene Richtungen, ich muss überlegen wer passen würde. Ich denke ich würde als erstes The Weeknd nehmen, das ist mein absoluter Lieblingskünstler of all time. An Nummer 2 würde ich Flatbush Zombies nehmen, deren Energie auf einem meiner Songs zu haben wäre sehr cool, bei Nummer 3 muss ich ein bisschen cheaten, ich würde gerne einen Song mit Juice Wrld und Lil Peep zusammen machen, ich kann mich da für keinen von beiden entscheiden.
M. Wie du selbst schon sagst, du machst viel verschiedene Musik, wie würdest du deinen eigenen Musikstil beschreiben?
B. Um ehrlich zu sein hab ich keine Ahnung, aber ich habe gelernt das man Musik nicht einschränken sollte, also bin ich cool damit keinem Genre richtig zugehörig zu sein.
Musik war für mich immer etwas Grenzenloses, schon als ich nach Deutschland gekommen bin war es ein gutes Outlet für mich um Emotionen zu verarbeiten. Musik hat mir geholfen mich verstanden zu fühlen wenn es sonst kein anderer getan hat. Besonders in meiner Zeit als Teenager, gerade als ich nach Deutschland gekommen war, hat mir Musik den anfangs schweren Aufenthalt hier sehr viel einfacher gemacht.
M. Vielen Dank für das Gespräch!