Münsterscher Rotspon – Wein aus Münster?!

 

Flasche Muensterscher Rotspon

Die nennenswerteste Erhebung in der Gegend rund um Münster sind die Baumberge, und auch bei deren genauester Erforschung sucht man dort eines vergeblich: Weinreben. Dennoch taucht in Münsters Handel und auf den Speisekarten der Stadt immer wieder ein hiesiger Wein – der sogenannte Münstersche Rotspon – auf. Wie kann das sein?

Die ersten Ergebnisse der Nachforschungen tragen zur weiteren Steigerung der Verwirrung bei: Rotwein hat in Münster tatsächlich eine Jahrhunderte alte Tradition. Und gemeint ist keinesfalls das Munster im französischen Elsass, sondern tatsächlich jenes im Herzen Westfalens. Dann des Rätsels Lösung: Zu Zeiten der Hanse – zu deren prominenten Mitgliedern sich Münster seinerzeit zählte – war der Handel mit französischen Rotweinen weit verbreitet. Der Transport erfolgte in Holzfässern (daher der Name Rotspon, vom niederdeutschen Wort „spon“ für Holzspan); abgefüllt und zur Flaschenreifung gelagert wurde der Wein tatsächlich erst in den großen Hansestädten wie Bremen, Hamburg, Lübeck – und eben Münster. So kam denn auch der Münstersche Rotspon zu seinem Namen sowie zu seiner außerordentlichen Beliebtheit. Denn der Transport in den oft hochwertigen Eichenfässern trug wesentlich zur geschmacklichen Entwicklung des Tropfens bei. Und zwar so weit, dass die französischen Winzer bei Besuchen hierzulande ihre eigenen Weine nicht mehr wiedererkannt haben sollen.

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Und heute? Nun, der Münstersche Rotspon stammt tatsächlich wie eh und je aus dem französischen Bordeaux und ist auch im Fass gereift. Aber eben dort und auch „mis en bouteille en France“ und damit bei Licht betrachtet nichts anderes als alle anderen Weine aus der berühmten Region. Münsters Beitrag sind lediglich der Name und ein Abbild der historischen Stadtsilhouette auf dem Etikett, mithin also nichts als schnödes Marketing. Im Glas bleibt ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot mit Aromen von Kirsche, Beeren und dem versprochenen Holz, den man für den Preis von rund 9,- Euro sowohl besser als auch schlechter bekommen kann. Was man anderswo nicht bekommt, ist die Gelegenheit, dazu eine Jahrhunderte alte Geschichte zu erzählen.