Münsterland Giro 2014

Startaufstellung Münsterland Giro 2014

Ein Spätsommerfest auf zwei Rädern

„Biiiicycle, Biiiiiicycle, Biiiiiiiicycle …“ sang der unvergleichliche Freddy Mercury am Freitagmorgen in die Startaufstellung des Jedermannrennens des diesjährigen Münsterland-Giros auf der Aepffelstedtstraße „… I want to ride my Biiiiiicycle…“ Und er hatte zweifelsfrei recht: das wollten hier alle.

Nur deswegen waren sie am Tag der deutschen Einheit wieder nach Münster gekommen. Tausende Rennradler in meist quietschbunten Klamotten und auf feinstem Sportgerät – allein der Materialwert hier dürfte etliche Millionen Euro betragen haben. Die Zahl der gemeinsam gesammelten Trainingskilometer vermag ich gar nicht erst zu schätzen. An Eigenen waren in diesem Jahr weniger als erhofft zusammengekommen, weshalb es „nur“ auf die kurze 70-Kilometer-Strecke gehen sollte, die aber ihren ganz eigenen Reiz hat, nämlich den: Vollgas ab Startschuss!

Die Bedingungen dafür waren ideal. Sonne satt, kaum ein Lüftchen und eine trockene, saubere und – ausdrückliches Lob an die Veranstalter – optimal gesicherte und toll geführte Strecke. Nach dem ersten Kreisverkehr in Richtung Roxel ging es dementsprechend auch gleich mächtig zur Sache, ein erster Blick auf den Tacho verriet: 47 km/h. Kann da vorne nicht deren Ernst sein! Aber gut, so lange dranbleiben wie geht, lautet die Devise, spätestens wenn es in den Baumbergen bergan geht, sollte mit diesem Wahnsinn Schluss sein.

Und so war es denn auch: am Anstieg gen Longinusturm flog das Fahrerfeld erstmals komplett auseinander: Die Stärksten rasten davon, als ob nichts wäre, die Schwächsten stiegen ab und schoben. Einige Fahrer hatten den kurzen aber knackigen Anstieg zudem wohl völlig unterschätzt und standen nun nach hektischen Schaltmanövern mit eingeklemmter Kette bedröppelt am Straßenrand.

Bergab Richtung Billerbeck dann aber gleich wieder Tempoterror – und als das erste Mal die 6 vorne aufblinkt bei mir der instinktive Griff zur Reißleine. Heißt leider auch: Auf Wiedersehen große, sauschnelle Gruppe … War schön mir dir! Fortan also mal alleine, mal in wechselnder Konstellation mit anderen das restliche Rennen absolviert, nett gequatscht, noch einige wieder eingeholt, Spaß mit Abertausenden Zuschauern an der Strecke gemacht und mit letzter Kraft bei strahlendem Sonnenschein vor dem Schloss umjubelt ins Ziel eingefahren. Die erhoffte Zeit dabei zwar so nun knapp verfehlt, aber das interessierte auf dem rappelvollen Schlossplatz bei Pasta und Bier schon längst keinen mehr.

Unter den Augen von Ehrengast und Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme (man munkelt, er sei schwer beeindruckt gewesen und erwäge ernsthaft einen künftigen Tour-Start in Münster) noch das Eintreffen der restlichen Fahrer, die Siegerehrung, das tolle Rahmenprogramm und das abschließende Profi-Rennen mit einem Doppelsieg der deutschen Nationalmannschaft (1. André Greipel, 2. John Degenkolb) genossen und dann – erschöpft aber glücklich – in der Abendsonne nach Hause gekurbelt. Radlerherz, was willst du mehr?