„Mein Heimrennen“

Serie Münsterland-Giro – Teil 5: Im Gespräch mit Fabian Wegmann

Fabian Wegmann
Fabian Wegmann, zuletzt noch am Start, jetzt Sportlicher Leiter.

Frage: Fabian, sollte dich – unwahrscheinlicherweise – einer der Leser dieser Serie nicht kennen: Kannst Du uns kurz erklären was Du im professionellen Radsport jahrelang so getrieben hast und aktuell treibst?

Ich war 15 Jahre lang Profi, unter anderem bei Gerolsteiner, Milram, Leopard, Garmin Sharp. Ich bin dreifacher deutscher Profimeister, habe mal das Bergtrikot bei der Tour de France gewonnen, beim Giro d’Italia auch in der Gesamtwertung. Letztes Jahr habe ich meine Karriere beendet, bin dem Radsport aber treu geblieben und jetzt als sportlicher Leiter für den Münsterland-Giro zuständig, mache dafür auch Öffentlichkeitsarbeit und die beliebten „Streckentests“. Dann bin ich noch für die Deutschlandtour unterwegs, die nächstes Jahr wiederkommt, und wer die Tour de France geguckt hat, hat mich auch bei der ARD und bei Eurosport als Experte gesehen.

Frage: Fährst Du auch immer noch selbst Rennrad?

Ja, solange es die Zeit zulässt, weiterhin gerne und viel. Aber weil ich nicht mehr muss, gönne mir den Luxus, nur noch bei schönem Wetter aufzusteigen.

Frage: Auch privat „alles in Butter“?

Ja, alles bestens, ich habe zwei kleine Kinder, der eine ist jetzt in die Schule gekommen, die Kleine ist im Kindergarten, alles gut! Es freuen sich alle, dass ich endlich auch mal mehr daheim bin.

Frage: Und? Wenn Du die Rennen der Profis jetzt verfolgst, auf dem Sofa oder vor Ort, zuckt da nicht wie Wade?

Es geht … Ich war Anfang dieses Jahres bei Paris–Nizza zu Gast, im Vorfeld habe ich schon gedacht, das wird komisch. Aber dann waren es 4°C, es hat geregnet und war windig, da war ich ehrlich gesagt froh, dass ich einfach in das Führungsfahrzeug einsteigen konnte. Ich mache weiterhin gerne Sport, aber der Wettkampf fehlt mir jetzt nicht unendlich.

Frage: Blödes Thema zwischendurch, Du bist da in absoluter Vorbildfunktion ja eigentlich raus, trotzdem: Es sind auch in diesem Jahr wieder Radprofis beim Doping erwischt worden und auch der erste „Jedermannfall“ ging prominent durch die Presse … Dein Rat an alle Hobbyfahrer, die das auch nur erwägen?

Das ist einfach totaler Schwachsinn. Man betrügt nicht nur andere sondern vor allen Dingen sich selber. Man will doch auch seine Leistung sehen, wie man sich von Jahr zu Jahr verbessert, wieso soll man sich da was einschmeißen um dann nur dadurch schneller zu sein? Und gegenüber den anderen könnte ich gar nicht in den Spiegel gucken. Mal ganz abgesehen davon, dass das ganze Zeug dem Körper schadet. Einfach die Finger weg von lassen!

Frage: Und was ist Deine Meinung zur zunehmenden „Professionalisierung“ der Jedermannszene? Auch im Hinblick auf den klassischen Vereinssport?

Das ist im Sport natürlich auch immer eine Frage der Werbung. Und je mehr Leute da mitmachen und je mehr Leute da zugucken, desto interessanter wird das. Einerseits finde ich es schön, dass so viele Leute Rennrad fahren, andererseits ist es schwierig für den Nachwuchs. Deswegen müssen wir sehen, dass wir auch Juniorenrennen, Schülerrennen ausrichten, damit der Nachwuchs einfach kommt, auch für den Profibetrieb. Aber Du hast Recht, zum Beispiel beim Giro fahren heute vorne Leute mit, die auch locker bei den Amateuren vorne mitfahren könnten. Die zahlen dafür da natürlich vergleichsweise hohe Startgebühren und dann kann man dafür dann eben auch ein wunderschönes Straßenrennen ausrichten, statt irgendwo zigmal im Kreis rumzufahren. In Münster sind wir, finde ich, auf einem guten Weg, weil wir zusätzlich auch ein Amateurrennen haben. Es wäre schön, wenn sich dauerhaft mehr Veranstalter und Vereine zusammenfinden würden, weil sie gemeinsam profitieren könnten.

Frage: Du bist ja auch in Münster als Profi und Gebürtiger das eine oder andere mal am Start gewesen, was macht den „kleinen Giro“ in Deiner Heimat für Dich aus?

Mein Heimrennen, immer noch. Viele Freunde und Bekannte stehen am Streckenrand, das ist ja dann auch bei vielen Teilnehmern so. Und es ist meist eins der letzten Rennen der Saison, ein wunderschöner Abschluss. Und dann noch das Kopfsteinpflaster-Finale auf dem Prinzipalmarkt und meist der Sprint vor dem Schloss, einfach ein Highlight. Außerdem kann man sagen – ich war ja schon auf der ganzen Welt unterwegs – es gibt kaum ein Rennen, das so gut organisiert und abgesichert ist.

Frage: Tipps vom Ex-Profi an die „Jedermänner“ für das Rennen am Tag der Einheit?

Bisschen trainiert haben sollte man. Vorher nochmal Wetternachrichten angucken und sich vernünftig anziehen. Und rücksichtsvoll fahren! Man sollte immer im Hinterkopf haben, dass das ein Jedermannrennen ist und auch jedem Spaß machen soll. Klar kann man auch mal schneller fahren, aber da sind auch Leute dabei, die machen das zum ersten mal. Wenn man dann von hinten kommt, sieht man das ja meist auch, dann einfach rücksichtsvoll sein, nicht zu nah überholen oder in der Kurve innen vorbei, solche Sachen, dann sehen wir uns alle heile im Ziel!

Bis dahin, vielen Dank!

Hinweis: Die Serie ist zunächst erschienen in der HALLO.