Marktküche – Tomaten

Tomatenstand auf dem Markt

Tomaten auf den Augen

Als Kind der 80er und 90er war ich lange der festen Überzeugung, keine Tomaten zu mögen. Allenfalls als Pizzabelag oder in Spaghettisauce ließ ich sie gewähren und – rückblickend hätte man Verdacht schöpfen können – sie schmeckten dort ja auch gar nicht mal so übel.

Aber diese immer gleichen, großen, blässlich-roten, wässrig-glibberigen und bis auf einen Hauch von süßer Säuerlichkeit geschmacksfreien Hollandgewächse – gerne als Wasserbombe oder schnittfestes H2O verhöhnt – essen? Einfach so? Oder – schlimmer – mit gummihartem und ebenso geschmacksfreiem Mozzarella zu Insalata Caprese aufgeschichtet und in braunem Essig ertränkt? Auf gar keinen Fall!

Heute leiste ich demütig Abbitte gegenüber dem Nachtschattengewächs. Denn das, was da im Moment auf dem Wochenmarkt an Tomaten angeboten wird, ist schier atemberaubend: Die Auslagen an den Tomatenständen leuchten in den verschiedensten Farben von dunkelbraun über tiefrot hin zu orange, gelb, grün – gar gestreifte Exemplare sind dabei; unterschiedlichste Formen, die mal an Kirschen erinnern, mal an Paprika, mal an Kürbisse; und eine Geschmacksvielfalt, die man als einst bekennender Tomatenverachter kaum glauben kann. Außerdem haben sie ganz unterschiedliche Eigenschaften. So lassen sich manche Sorten besonders gut schälen und als Gemüse verarbeiten, andere enthalten sehr viel Fruchtfleisch und fast kein Glibberwasser. „Die sind dann beispielsweise perfekt, wenn man sie trocknen will, um sie für den Herbst und Winter haltbar zu machen“, erklärt mir den Verkäufer. Tomaten selber trocknen? Klar, logisch, jetzt sind sie am besten und am günstigsten, warum bin ich da noch nie drauf gekommen? Wieder andere ergeben die besten Suppen, Saucen oder Ketchup und die nächsten, die nascht man am liebsten einfach weg wie Bonbons. „Für Tomatensalate nehme ich jetzt immer ganz viele verschiedene Farben, das sieht total toll aus“, ergänzt der Kollege und ich kann mir gut vorstellen, was er meint und habe auch schon eine Idee für ein buntes Rezept. Wer sich da noch verweigert, hat sie wirklich auf den Augen, die Tomaten.

Rezept: Vollkorn-Pesto-Tomaten-Tarte mit Zedernkernen & Chili

Zutaten

Teig

  • 250g Weizen-Vollkornmehl
  • 125g kalte Butter in Stückchen
  • 1 Ei
  • 1/4 TL Salz
  • etwas Mehl zum Ausrollen
  • ein paar Hände voll getrocknete Erbsen zum Blindbacken

Belag

  • Bunte Tomaten vom Markt, in dicke Scheiben geschnitten oder halbiert
  • rotes Pesto
  • Zedernkerne
  • Salz & Pfeffer
  • Thymian, getrocknet
  • Chiliflocken

Zubereitung

Teigzutaten gründlich aber nicht zu lange miteinander vermengen. Eine große Tarteform gut mit Butter einfetten und den Teig ausrollen, hereingeben und gut andrücken; überstehende Reste abschneiden.

Den Teig für ca. 30 Minuten mit der Form in den Kühlschrank stellen. Bei Gelegenheit schonmal den Ofen auf 180° (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

Teig herausholen, mit der Gabel mehrfach einpiksen und mit Backpapier belegen, darauf getrocknete Erbsen, Kichererbsen o. ä. geben und damit 10 Minuten „blind“ backen. Danach mit dem Backpapier die Erbsen entfernen das Pesto auf der Tarte verteilen.

Die frischen Tomaten halbierenoder in 1-2 cm breite Schreiben schneiden und nach Belieben auf der Tarte verteilen. Nach Geschmack würzen und mit den Zedernkernen bestreuen.

Für ca. 30 Minuten backen, dann etwas abkühlen lassen und unbedingt im Ganzen servieren und erst am Tisch verteilen!

Der Artikel erschien zuerst in der HALLO Münster und ist Teil der monatlichen Serie „Marktküche“.