Serie zum Münsterland-Giro: Teil 1) Radsport und Ernährung

Zu Beginn der sonnigen Rennrad-Saison holen viele Jedermänner ihren Flitzer jetzt erst langsam wieder aus dem Keller, geplagt von latentem Übergewicht. „Schlimm?“, fragen wir Diplom-Sportwissenschaftler und Personal Trainer Philip Messerschmidt zum Auftakt unserer diesjährigen Serie zur Vorbereitung auf den Sparkassen-Münsterlandgiro am 3. Oktober.
Messerschmidt: Wenn man nicht gerade Leistungssportler ist oder als Jedermann ein frühes Saisonhighlight hat, ist das erstmal überhaupt gar kein Problem. Siehe Jan Ullrich, der war im Winter ja auch immer weit vom Idealgewicht entfernt und dann doch meist auf den Punkt fit, wenn es zur Sache ging. Eine längere Pause vom Rad kann – im Gegegteil – sogar gut für die Psyche sein und wieder neue Lust auf den Sport erzeugen. Wenn es aber wieder losgeht, sollte man sich aber auch wieder vermehrt mit der Ernährung auseinandersetzen.
Was gibt es denn zu beachten?
Messerschmidt: Den ungesunden Kram, also vor allem raffinierten Zucker und Alkohol weglassen und dafür viel Wasser, Tee und gerne auch mal einen Kaffee trinken. Das allein spart schonmal Unmengen an Kalorien und zügelt auch noch den Appetit. Als Radsportler hat man ja dann außerdem den Vorteil, dass man während des ausgiebigen Trainings gut und gerne mal ein paar Tausend Kalorien pro Woche „nebenbei“ verbrennt. In der Kombination hat man dann meist recht schnell sein „Spätherbstgewicht“ wieder.
Und was kommt fortan auf den Tisch?
Messerschmidt: Da ändert sich die Lehrmeinung ja ständig. Jahrelang waren Fett und Eier des Teufels, heute gehören Eier, Butter und hochwertige Öle auf jeden Speiseplan. Das vielzitierte „Frühstücke wie ein König, …“ wackelt für Ausdauersportler, Stichwort „train low“, auch ganz kräftig. Und der neue „Staatsfeind Nr. 1“ scheint gerade Weizen zu sein. Soviel dann zur beliebten „Pasta-Party“ am Abend vor dem großen Rennnen, wo man den Radsportlern noch bis vor kurzem geraten hat, gut zuzuschlagen.
Und was raten Sie nun den Jedermännern?
Messerschmidt: Ich rate vor allem zu Gelassenheit! Wenn man eine ausgewogene Gundernährung betreibt, mit Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Eiern und Rohmilcherzeugnissen, verzeiht die so ziemlich alle „Ausrutscher“, auch mal einen fetten Burger mit Weißbrot und Ketchup. Im Hinblich auf Wettkämpfe oder Saisonhöhepunkte können an den Tagen zuvor dann aber tatsächlich gerne und vermehrt kohlenhydratlastige Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Reis und natürlich auch Pasta dazugenommen werden. An den berühmten „vollen Kohlenhydratspeichern“ ist nämlich wirklich was dran, sich am Abend vorher damit vollzustopfen ist allerdings tatsächlich etwas zu spät. Konsequent weglassen würde ich nur den ganzen Süß- und Fertigkram, das ist einfach nicht gut, inklusive Cola und Konsorten.
Und am Tag des großen Events?
Messerschmidt: Hier gibt es mittlerweile eine ganze Menge an spezialisierten Produkten wie Getränke, Riegel, Gels, etc., speziell auch für vorher, währenddessen und hinterher. Die würde ich bei ambitionierter Herangehensweise auch klar empfehlen, denn die sind heute von den Inhaltsstoffen so gut, das könnte man, vor allem unter hoher körperlicher Belastung, mit normalen Nahrungsmitteln gar nicht leisten. Wichtig ist nur, nicht am Wettkampftag irgendwelche Experimente anzufangen, sondern ausschließlich Produkte zu sich zu nehmen, die man nachweislich gut verträgt. Hinterher darf es zur Belohnung aber auch gerne ein großer Teller Spaghetti Bolognese und ein alkoholfreies Weißbier sein.
Hinweis: Die Serie ist zunächst erschienen in der HALLO.