„Ein Feature mit Juice Wrld, dann könnte ich glücklich sterben“

Im Gespräch mit Deutschrapper IcyNyu

Ein Gastbeitrag von Manuel Wall

Bild: EP-Cover von „In my Dreams“

M. Ich würde dich gerne erstmal fragen wo du herkommst und wo du aufgewachsen bist.

N. Ursprünglich komme ich aus Thüringen aber meine Familie ist ziemlich viel durch Deutschland gezogen, die meiste Zeit meines Lebens habe ich im Raum von Stuttgart und Umgebung gelebt. Jetzt bin ich vor zwei Wochen nach Herford gezogen.

M. Warum seid ihr soviel umher gezogen? Hatte das spezielle Gründe?

N. Ja, also großteils familiäre Gründe, weg vom Vater damals als Kind und wegen Arbeit und Schule auch. 

M. Okay, also du bist jetzt Musiker, Newcomer kann man dich glaube ich garnicht mehr nennen, du hast mehrere Tracks mit viel Aufmerksamkeit, „Niceguy“ hat auf YouTube sogar über 13.000 Klicks, wie ist das alles passiert? Wie und wann bist du dazu gekommen Musik zu machen? 

N. „Niceguy“ hat auf Spotify sogar 23.000 Klicks, und ja, das hat alles damals so mit 13/14 angefangen, mir ging es damals psychisch nicht gut, und dann bin ich in eine Psychiatrie gekommen, dort habe ich jemanden kennengelernt, der mir viel Battlerap gezeigt hat, so bin ich erstmal zu dieser Musik gekommen und irgendwann bin ich dann zu Leuten wie XXXTentacion, Juice Wrld und Lil Skies gekommen und dachte mir: sowas will ich auch machen, weil es das nicht auf deutsch gibt. Habe dann also mit solcher Musik angefangen und bin dann langsam in die Szene reingekommen.

M. Wer, würdest du sagen, sind deine größten Inspirationen und Vorbilder?

N. Musikalisch würde ich auf jedenfalls sagen Juice Wrld und menschlich mein Opa.

M. Warum dein Opa?

N. Er hat mich sehr inspiriert, er war mein Vorbild, falls ich ihm irgendwann mal im Himmel begegne hoffe ich das er stolz auf mich ist und mir sagt das ich alles richtig gemacht habe

M. Du hast ja schon gesagt, du hast auf einen deiner Tracks 23.000 Klicks auf Spotify, wie sieht es bei dir mit Geld durch Musik aus? Hast du schon was dadurch verdient? Und falls du das sagen willst, wie viel?

N. Musiktechnisch mach ich großteils durch Spotify mein Geld oder durch Features, und wenn ich andere Leute abmische. Aktuell mach ich durch Musik so 100-150_Euro im Monat. Mal mehr, mal weniger.

M. Auf Jedenfall schon mal cool, dass du nebenbei durch Musik was verdienen kannst, was machst du denn hauptberuflich?

N. Vor der ganzen Corona Sache hab ich im Krankenhaus gearbeitet, wollte dann eigentlich mit meinem besten Freund nach Wien ziehen, aber aufgrund familiären Sachen bei ihm hat das dann alles nicht funktioniert. Jetzt bin ich mit meiner Freundin zusammengezogen und such hier in Herford eine Ausbildung, wahrscheinlich in Richtung Pflege oder Mediengestaltung. Vielleicht kann ich aber auch in ein paar Jahren von der Musik leben.

M. Glaubst du dein Interesse zur Musik und dein Interesse im Umgang von Menschen irgendwie zusammenhängt?

N. Ja sicher. Ich bin mit ziemlichen vielen Musikern aus meiner Szene connected. Meine 1 1/2 Jahre Arbeit im Krankenhaus haben mir geholfen, zu lernen, auf Menschen zuzugehen und mich ihnen zu öffnen. Das hat mir auch Wege in der Musik freigelegt.

M. Was hätten sich deine Eltern für einen Beruf für dich gewünscht?

N. Meine Mutter wollte immer, dass ich in einem Büro oder so arbeite, damit ich was Sicheres habe aber sie wusste eigentlich schon immer, dass ich nicht für diesen Standard Scheiß gemacht bin. Als Kind wollte ich immer Schauspieler werden und auf einer Bühne stehen und da hat sich nicht so viel verändert, weil ich ja jetzt Musik mache.

M. Unterstützen dich deine Eltern denn bei deinem Traum?

N. Ich kriege nicht die Unterstützung, die ich mir erhofft habe, aber ich denke meine Mutter wünscht mir schon alles Gute dabei. Die Mega-Unterstützung habe ich jetzt noch nicht bekommen, aber das finde ich auch überhaupt nicht schlimm. 

M. Als Elternteil wünscht man sich natürlich auch immer einen sicheren Job für sein Kind und das Einkommen durch Musik ist halt das Gegenteil von sicher, da machen sich die meisten Eltern ziemliche Sorgen. Ist dein Traum vom auf der Bühne stehen denn schon wahr geworden?

N. Ja also ich hatte schonmal einen Auftritt, der war aber ein bisschen stressig, gab so ein paar kleine Streitereien aber das war trotzdem eine echt coole Erfahrung.

M. Wenn du einen Feature Part kriegen könntest, von egal wem, selbst wenn die Person nicht mehr lebt, wer wäre es?

N. Safe Juicewrld, dann könnte ich glücklich sterben.

M. Und wer danach?

N. Also im Deutschen Bereich würde ich Ufo361 nehmen, einfach weil ich seine Musik extrem feiere, aber Juice Wrld ist auf einem ganz anderen Level für mich. 

M. Was denkst du, warum du im deutschen Bereich niemanden gefunden hast, der dich so berührt wie es ein Juice Wrld tut? Denkst du, die Szene ist einfach noch nicht weit genug dafür oder hast du einfach noch niemanden gefunden, der dich so inspiriert in der Hinsicht?

N. Also ich muss sagen es gibt schon in der Richtung Sachen, also diese „kinda depressed“ Musik, aber ich muss sagen, ich glaub es liegt einfach an der Sprache, die deutsche Sprache ist nicht schön genug um wirklich auszusagen, was man fühlt. Deswegen sind ja auch soviel Anglizismen in der Jugendsprache verbaut weil, die deutsche Sprache schlichtweg nicht ausreicht um perfekt auszudrücken was man fühlt.

M. Wie bist du dann dazu gekommen, Musik auf deutsch zu machen?

N. Ja also es ist halt meine Muttersprache, ich dachte mir, ich kann zwar englisch aber das will ich in deutsch machen.

M. Hast du schonmal probiert Musik auf englisch  zu machen?

N. Ja aber es ist nicht so meins weil ich mag den deutschen Dialekt im Englischen nicht so.

M. Was ist die schönste Sache die dir durch Musik passiert ist?

N. Ich würde sagen, dass ich meine Freunde alle kennengelernt habe, dass ich die Leute aus Österreich alle kennengelernt habe mit denen ich auch viel Zeit auf Discord verbringe und zu denen ich auch ein paar mal im Jahr fahre. Ich habe durch Musik viele mir wichtige Menschen kennengelernt denen ich sonst wohl nie begegnet wäre. Musik hat mein Leben in vielen wegen positiv verändert. 

M. Vielen Dank für das Gespräch!