Der Münsterland Giro im Selbstversuch

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Ein Hoch auf die Helden Der Landstraße

Samstagmorgen. Zentrum Nord. Es ist der 3. Oktober. Tag der Deutschen Einheit. Tag des Münsterland-Giro 2015. Es warten hier deutlich über 4.000 sogenannter „Jedermänner“ – quietschbunt bekleidete Frauen und Männer, über ihren dem Augenschein mehrheitlich sündhaft teuren Rennrädern stehend. In der festen Absicht, gleich mit mörderischem Tempo ein Radrennen durch das nördliche Münsterland zu bestreiten. Mit am Start: der Verfasser dieser Zeilen.

Im Startblock B geht es gleich auf die 60 km Runde. Einige gucken schon sehr überzeugt, andere knabbern nervös an Energieriegeln herum. Kein Wunder, gerade die „kurze“ Strecke wird in Münster traditionell mit Vollgas ausgefahren. Immerhin: Sonne satt, kaum ein Lüftchen und trockene Strecke. Das Rennen selbst startet hektisch. Im noch geschlossenen Feld geht es über den Schifffahrter Damm raus aus Münster, der Tacho zeit dort erstmals Tempo 45. Es bilden sich schnell größere und kleinere Gruppen und auch ich komme, im zweiten Versuch, gut unter und das Rennen nimmt seinen Lauf. Wunderschön die Kanalüberquerungen unter strahlend blauem Himmel, weiterhin ordentlich Tempo im Rennen, und die „Halbzeit“ ist schnell erreicht. Kurz wird es dann sehr voll und sehr hektisch, als die Fahrerinnen und Fahrer der 110er Runde dazukommen. Die ersten Stürze kommen leider auch hinzu, Reichlich Blut und Krankenwagen inklusive. Nach solchen Aktionen bin ich dann immer übervorsichtig und verliere den Anschluss an die Gruppe, gebe in den Rieselfeldern gemeinsam mit einem Mitstreiter aber noch einmal Vollgas und mache im umjubelten Schlusssprint auf der Zielgeraden noch ein paar Plätze gut. Die erhoffte Zeit dann aber doch um wenige Minuten verpasst. In der Freibierschlange auf dem Schlossplatz interessiert das aber schon keinen mehr. Aus den Boxen dröhnt „Ein Hoch auf uns!“. In diesem Sinne: Auf die Helden der Landstraße. Bis nächstes Jahr!

PS: Im Bild sind die „Erwachsenen“ zu sehen. Gerade gewinnt der Belgier Tom Boonen, einer meiner absoluten Lieblingsfahrer, vor seinem Landsmann Roy Jans und – Chapeau! – Nikias Arndt aus Buchholz in der Nordheide.

Der Text erschien ursprünglich am 4.10.2015 in der HALLO Münster.