Rund um die Promenade – der Weg ist das Ziel
Die Idee klingt ziemlich bescheuert: „Mehrere Teams bewegen ihr Fahrrad 24 Stunden um die Promenade, erleben dabei einen Tag und eine Nacht im runden Raum Promenade als teilnehmende Beobachter.“
Während es beim Münsterland Giro um das Podium geht oder bei der Critical Mass um Politik, soll bei den 24 Stunden von Münster also mehr denn je der Weg das Ziel sein. So sehen es zumindest die Veranstalter Norbert Stegemann und Markus Weweler und freuen sich, seit 2007 nun für die bereits 8. Auflage der Fahrt die Startflagge schwenken zu können. „Wir genießen es, Teil einer verschworenen Gemeinschaft zu sein, die hier 24 Stunden lang Unsinn macht“, so Stegemann vor dem Start am vergangenen Samstag, der kürzesten Nacht des Jahres. Am Start standen insgesamt sieben Teams (gegenüber 13 im Vorjahr; vermutlich der WM im Allgemeinen und dem Ghanaspiel im Speziellen geschuldet) mit Teilnehmern zwischen 9 und 65 Jahren. Pünktlich um 16.10 ging es los zu einer ersten gemeinsamen Runde um Münsters Fahrradautobahn, danach wechselten die Teams munter durch. Oberstes Gebot: Keine Hektik aufkommen lassen!
Selbst Ulf Henning (Bild), Autor der köstlichen Radsport-Liebeserklärung „Dicker Man auf dünnen Reifen“, am Start für das Team Leezenritter, lässt es ruhig angehen, hat seinen Flitzer in der Garage gelassen und kommt auf einem klassischen Stadtrad daher: „Der Spaß ist es, worum es heute geht. Dass hier niemand der erste sein muss und mir keiner mit Rundenzeiten kommt. Das ist das Besondere.“
Neben dem Radfahren, das wird bald klar, steht außerdem die Geselligkeit im Vordergrund. Am Basislager beim Zwinger geht nach der ersten Runde schnell der Grill an, bald darauf der Fernseher zur Fußballübertragung, es wird viel geklönt und diskutiert. Nebenan wird Schach gespielt, der Club SK 32 stellt immerhin 25 Teilnehmer und will auf die Vereinsarbeit aufmerksam machen. Als zweitstärkstes Team ist die Studentenvereinigung „Youth for Understanding“ mit 13 Teilnehmern im Namen der Vielfalt unterwegs. Der ADFC ist immerhin noch mit neun Teilnehmern dabei und hat zudem eine mobile Werkstatt im Gepäck, behebt kleinere Probleme bei den „Einsatzfahrzeugen“ und wirbt gleichzeitig für die „Leezenküche“, eine Selbsthilfewerkstatt. Anderswo werden Spenden für den guten Zweck gesammelt. Und je länger die 24 Stunden von Münster andauern, desto klarer wird: Spaß haben hier in der Tat alle, und zwar reichlich, aber das ist doch nicht alles. Offenbar hat jedes Team eine Idee, einen Gedanken, etwas Wohltätiges oder Gemeinnütziges im Hinterkopf. „Wir verfolgen keinen Zweck“, erklärt Stegemann später, „aber jeder kann dem Ganzen natürlich einen Sinn geben!“ Und genau das tun hier alle. Am Ende des Tages wird so aus einer bescheuerten Idee eine ziemlich tolle Sache.